Ich hatte letzte Woche in einem Blog-Eintrag davon berichtet, daß die deutsche Wochenzeitung Frankfurter Rundschau Leserkommentare von mir, die auf den verschwiegenen Völkermord an den Tscherkessen und die Behinderung von Intellektuellen und Aktivisten, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, zensiert hatte. Ich hatte zudem auch in meinem offenen Brief zu einer Stellungnahme aufgefordert bezüglich der Tatsache, daß auch in der Berichterstattung der Frankfurter Rundschau selbst die tscherkessischen Aspekte der Olympischen Winterspiele in Sochi 2014 bisher fast völlig untergegangen sind. Ich habe hierauf bisher keinerlei Reaktion erhalten.
Gestern ist in der Frankfurter Rundschau ein Artikel zu den jüngsten rassistischen Ausschreitungen in Moskau gegen Menschen kaukasischen bzw. zentralasiatischen Aussehens, oder, im pauschalisierenden Jargon russischer Rassisten, gegen sogenannte "vostochnye ljudi", erschienen. Nicht nur, daß der Artikel hier Menschen, die zu einem erheblichen Teil Bürger der Russischen Föderation und Inhaber russischer Pässe sein dürften und lediglich durch ihr "nichtrussisches" Aussehen als "Fremde" auffallen, als "Migranten" bezeichnet, erstaunlich ist auch, welch große Toleranz die Redaktion der Frankfurter Rundschau - ganz im Gegensatz zur Zensur meiner Hinweise auf Minderheitenrechte, Völkermord und intellektuelle Repression - hier in punkto Leserkommentare zeigt. Wie ich soeben mit Erschrecken feststellen mußte, ist in der Kommentarleiste folgender Kommentar, sinnigerweise noch dazu unter dem Pseudonym "Neutraler" geschrieben, freigeschaltet worden:
"Russland ist gottseidank nicht Deutschland. Dort wird nicht mit Staubzucker gearbeitet. Bin sehr stolz auf unsere Jungs."
(Screenshot siehe unten)
Eine automatische Freischaltung dieses Beitrags halte ich für ausgeschlossen, da der Kommentar heute morgen noch nicht zu lesen war, mit Blick auf die Uhrzeit läßt sich schließen, daß er getätigt wurde, bevor die Redaktion besetzt war, und dann anschließend, d.h. nach redaktioneller Überprüfung freigegeben wurde. Für mich schlägt das dem Faß den Boden aus und zeigt einmal wieder, diesmal auf recht drastische Weise, daß Netiquette-Bestimmungen oft genug eben gerade nicht dazu eingesetzt werden, um Aufrufe zu Gewalttaten und Rassenhaß zu unterbinden, sondern um politisch unerwünschte Informationen aus dem öffentlichen Bewußtsein herauszufiltern. Im Speziellen zeigt dies meines Erachtens auch, wie sehr gerade in Bezug auf den Nordkaukasus und die Rechte von Nordkaukasiern (oder im weiteren Sinne auch in Bezug auf sogenannte "muslimische Orientalen") moralische Maßstäbe aus dem Lot geraten sind - und zwar bei uns in Deutschland.
"Wir bitten Sie, stets sachlich und zum Thema zu kommentieren. Kommentare, die persönliche Beleidigungen, rassistische oder sexistische Bemerkungen, Pöbeleien und nicht nachprüfbare Tatsachenbehauptungen enthalten, werden auch künftig gelöscht."
Nachtrag 13:07 Uhr deutsche Ortszeit
So sieht die frisch bereinigte Kommentarleiste nun aus:
Es fehlt nicht nur der obige rassistische Kommentar, es wurden auch alle Hinweise auf die in der FR stattfindende Zensur samt Hinweis auf meinen offenen Brief auf diesem blog getilgt, insebsondere fehlt nun auch die Bestätigung der FR-Zensurpraxis durch einen anderen Leser unter Pseudonym "DoktorCordelier":