Zarische Truppen, Krasnaja Poljana, 21.5.1864

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Samstag, 21. Februar 2015

TAZ-Antwort bestätigt: Generelle Kommentarsperre aufgrund von Kritik an einzelnem TAZ-Redakteur

Am 7.2.2015 hatte die TAZ ein Interview veröffentlicht, in dem (u.a. aufgrund von verfehlter Interviewführung) kolonialrassistischen Stereotypen über Tschetschenen bzw. generell sogennanten "archaischen" außereuropäischen Kulturen der Anschein wissenschaftlicher Expertise verliehen worden war. Anläßlich dieses Artikels hatte ich erstmals bemerkt, daß meine Kommentare in der Taz nicht mehr freigeschaltet wurden. Auch in den folgenden Tagen gingen Nutzerbeiträge von mir spurlos verloren. Am 17.2.2015 habe ich nach einem weiteren nicht erschienenen Kommentar die TAZ hierüber in Kenntnis gesetzt und nach Ausbleiben einer zeitnahen Reaktion am 18.2.2015 dann auch einen ersten Blogeintrag hierzu verfaßt (siehe "Bestrafungsaktion von der TAZ"). 

Zunächst erhielt ich am 18.2.2015 eine email zur Antwort, in der behauptet wurde, daß am Vortag "ein technisches Problem" vorgelegen habe und "viele Kommentare" die TAZ nicht erreicht hätten. Man versprach mir: "Jetzt ist die Störung behoben und Sie können wie gewohnt kommentieren.".Ich habe das ausprobiert und wäre  auch gewillt gewesen, das vorherige Nichterscheinen weitere Kommentare von mir auf technische Probleme zu schieben. Aber nein, auch ein am 18.2.2015 abgeschickter Testkommentar blieb unauffindbar. Am darauffolgenden Tag (19.2.2015) habe ich dies wiederum der TAZ-online-Redaktion mitgeteilt und erhielt daraufhin diese Antwort (ebenfalls 19.2.20145





Diese Antwort scheint denn meinen vorangegangenen Verdacht zu bestätigen, daß das Nichterscheinen meiner Kommentare als Art Berstrafungsaktion (mit mutmaßlich pädagogischer Wirkung?) gedacht war. Der Vorwurf, ich hätte diffamierende Äußerungen getätigt, wird nicht einmal an einer konkreten Belegstelle festgemacht. Möglicherweise ist das Schreiben der Redaktion damit seinerseits als ehrenrührig zu bewerten. Für ein detaillierteres Eingehen auf den Vorwurf des in diesem Falle anonym gebliebenen Online-Redakteurs (die vorangegangene email war immerhin noch freundlich mit einem Vornamen unterzeichnet worden) siehe meine Ausführungen weiter unten.

Meine umgehende Rückfrage an die TAZ-Redaktion lautete: 

"Hallo TAZ,

Danke für die Nachricht. Könnten Sie mir bitte den entsprechenden Facebook-Post nennen und begründen, warum Sie diesen nicht als zulässige und sachlich begründbare Kritik, sondern öffentliche Diffamierung wahrnehmen? Wer hat sich betroffen gefühlt? Herr Bröckers? Frau Lehmann? Derjenige, der fachfremd das Interview mit Prof. Dr. Marianne Leuzinger-Bohleber geführt hat?

Und handelt es sich bei dem inkriminierten Kommentar um einen facebook-Post auf meiner eigenen Seite, einem Forum oder der FB-Seite der TAZ? Verfolgen Sie grundsätzlich, wie Ihre Leser zu einzelnen Beiträgen/Autoren der TAZ stehen und entscheiden demgemäß, ob Ihre Leser bei Ihnen noch kommentieren dürfen? Warum sind bei Ihnen im Laufe des letzten Jahres bei putinkritischen Artikeln massig Kommentare erschienen, die TAZ-Journalisten aus Querfront-Sicht direkt und persönlich angepöbelt und weitgehend argumentationsfrei diffamiert haben? Falls Sie diese selbst nicht mehr auffinden können sollten, schicke ich Ihnen gerne eine Auswahl von entsprechenden screenshots zu. Warum hat selbst das Verlinken verschwörungsideologischer, tendentiell volksverhetzender Desinformations-Quellen wenig bis gar nicht gestört bzw. wurde im Zuge von "Meinungsfreiheit" zumindest akzeptiert? Haben Sie eher ein Problem mit Sachargumenten denn mit abfällig formulierten, persönlich verletzenden "Meinungen"?

Eine Antwort auf diese Fragen dürfte,so nehme ich an, hinsichtlich der TAZ-Praxis in Bezug auf Meinungsfreiheit, antirassistische, antimilitaristische und antifaschistische, d.h. traditionell linksdemokratische Positionen und die Statthaftigkiet von Kritik auch von breiterem öffentlichen Interesse sein. Ich weise Sie auch darauf hin, daß ich das aus meiner Sicht aktuell mangelhaft ausgeprägte Kritikverständnis der TAZ, fehlende Sachlichkeit/Neutralität in mehreren redaktionellen Teilbereichen und einen mangelnden Respekt Ihrerseits vor dem Fachwissen anderer Berufsgrupppen bereits hier

http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/2015/02/bestrafungsaktion-von-der-taz.html

angerissen habe und diese meine Kritik, sollte von TAZ-Seite hier kein Wunsch zu Klärung und Bereinigung bestehen, auch vertiefen und mit den entsprechenden Literaturbelegen untermauern werde. Ich erwäge auch eine Beschwerde beim Presserat bezüglich der in der TAZ erfolgten Diffamierung der Tschetschenen als Volksgruppe, die seit mehr als 200 Jahren immer wieder Opfer der imperialen Politik des russischen Zentralstaats wurde und deren stereotype Darstellung im Zuge eines kolonialrassistischen Diskurses die TAZ direkt und indirekt fortsetzt. Falls in Deutschland kein hinreichendes Interesse bestehen sollte, werde ich mich in diesem Falle an ausländische Medien und Interessensvertretungen wenden.
MfG,
                                                                     Irma Kreiten"


Weiterere Erläuterungen zum Diffamierungsvorwurf: 

Ich bin hinsichtlich der Unterstellung der TAZ, eine diffamierende Äußerungen in Bezug auf einen konkreten TAZ-Redakteur getägt zu haben, durchaus zuversichtlich und glaube nicht, daß man mir tatsächlich Formulierungen oder Inhalte ankreiden könnte, die eine Löschung ganzer Kommentare oder gar eine vollständige Kommentarsperre legitimieren würden. Ja, ich habe an diversen Artikeln und auch einzelnen TAZ-Autoren Kritik geübt. Ich kann meine diesbezüglichen Beweggründe und Argumentationen gerne auch noch weiter vertiefen sowie entsprechend belegen, insbesondere dann, wenn man mir dafür einen angemesseneren Raum und ein geeigneteres Format zur Verfügung stellt wird als das in Form von Kommentarspalten unter den jeweiligen Artikeln gegeben ist.

 Ich erinnere mich - wenn ich jetzt mal gedanklich mein TAZ-"Sündenregister" durchgehe - auf Facebook mit Bezugnahme auf einen konkreten TAZ-Artikel sowie in Bezug auf eine einzelne Passage eines weiteren Artikels das Adjektiv "wichtelig" bzw. "wahnwichtelig" verwendet zu haben. Warum ich dies getan habe, kann ich, wenn denn die TAZ plausibel macht, daß sie bzw. der entsprechende Redakteur sich hieran gestoßen hat, gerne noch näher erläutern. Des weiteren hatte ich eine angenehm kritisch ausgefallene Buchbesprechung zu Matthias Bröckers, dem hauseigenen Verschwörungsideologen der TAZ, zusammen mit dem Kommentar "Dem TAZ-Molch guckt man nun auch mal auf seine Flossen...gut so." verlinkt. Der fragliche Artikel war in der FAZ erschienen und trug den Titel "Wir sind die Guten. Rassistische Esoterik". Die bröckersche Propaganda berührt mein Arbeitsgebiet und meine Anliegen insofern direkt, als sie eine antiliberale, rückwärtsgewandte deutsch-russische Völker- und wohl auch Seelenverwandtschaft beschwört. Despektierlicher und zynischer bin ich nicht geworden.

Falls die TAZ-Redaktion der Ansicht sein sollte, daß ich (auf meiner eigenen Facebook-Seite wohlgemerkt!) meine Kritik, Meinungen und Gedanken zu flapsig bzw. umgangssprachlich formuliert hätte oder mein auf Facebook zum Ausdruck kommendes persönliches Humorverständnis von ihr nicht nur nicht geteilt, sondern gar als sträflich empfunden wird, dürfte damit ihr Gespür für die strikte Einhaltung des bildungsbürgerlichen Codex und sprachlich "korrekten" Stils derart ausgeprägt sein (jedenfalls in Bezug auf TAZ-Fremde), daß man es als geradezu seismographisch bezeichnen müßte. Vielleicht sollte man künftig auch darüber diskutieren, der TAZ-Redaktion in ihren Berliner Örtlichkeiten zusätzlich zu ihren Redaktionspflichten auch noch die Aufgabe der Erdbeben- und Tsunami-Frühwarnung im ostasiatischen Raum vertrauensvoll zu übertragen. Ansonsten gelten die Bestimmungen des Grundgesetzes in Bezug auf Meinungsfreiheit; Kritik an Presserzeugnissen ist statthaft und in formalisierter Weise im deutschen Pressekodex (vielleicht guckt die TAZ-Redaktion da bei Gelegenheit auch noch mal rein) sogar explizit als Bestandteil eines ethischen Journalismus vorgesehen. 

Aufgrund des zeitlichen Abstandes halte ich es auch für extrem unwahrscheinlich, daß tatsächlich einzelne Facebook-Kommentare von mir den Ausschlag für ein generelles Kommentar"verbot" gegeben haben sollen. Ich war vielmehr von der TAZ auf facebook umgehend gesperrt worden, nachdem ich die fehlende Sachlichkeit und Sorgfalt Anna Lehmanns in Bezug auf einen von ihr verfaßten Artikel zur Zivilklauselbewegung zu thematisieren versucht hatte. Der erste in der online-TAZ nicht freigegebene Kommentar hatte sich, wie schon oben erwähnt, gegen ein Perpetuieren von Kolnialrassismus gewendet. Somit halte ich es für sehr viel wahrscheilicher, daß sich die TAZ schlicht deswegen angegriffen gefühlt hat und möglicherweise tödlich beleidigt war, weil meine Kritik berechtigt war und es sich bei ihr gerade nicht um die durchschnittlichen abfälligen Meinungsäußerungen oder auch Hetzereien gehandelt hatte, wie sie u.a. in der TAZ zu Dutzenden veröffentlicht werden (letztere haben mich und Bekannte oft genug selbst getroffen und waren in Bezug auf die Befindlcihkeiten der Tscherkessen und allgemein der Nordkaukasier vielfach bewußt grenzverletzend und provozierend und ohne daß die TAZ hier in irgendeiner ersichtlichen Form eingeschritten wäre). 

Bisher warte ich also immer noch darauf, daß die TAZ mir mitteilt, welcher meiner Kommentare gemeint gewesen sein soll und was an ihm denn nun als "diffamierend" oder beleidigend gewertet wurde. Aktuell ist Anna Lehmann für das neu lancierte "Hochschulwatch" verantwortlich - sicher auch eines der Prestigeprojekte der TAZ. Angesichts narrativer Parallelen, inhalticher Berühungspunkte und Affinitäten der Netzwerke von Zivilklauselbewegung und Transparenzinitiativen dürfte es sich für die TAZ gut treffen, daß ich an den entsprechenden Artikeln nun keine Kritik mehr anbringen, Verzerrungen und Aussparungen nicht mehr berichtigen und erläutern kann. Ich werde dies dann nun eben an anderer Stelle tun und man wird es trotzdem lesen. 

Allerdings sollte sich die TAZ überlegen, ob sie sich ausgerechnet jetzt, wo es darauf ankäme, einer weiteren Erosion demokratischer Werte und einem generellen gesellschaftlichen Vertrauensverlust entgegenzuarbeiten und dementsprechend für ein Mehr an Transparenz zu sorgen, mit derartigen, öffentlich nicht nachvollziehbaren Entscheidungen und Verhaltensweisen nicht ins eigene Fleisch schneidet. Nicht nur ist ein derart intransparenter und fragwürdiger Umgang mit mutmaßlich ungeliebten Perspektiven geeignet, das Klischee einer schlampig und voreingenommen arbeitenden Presse aufs Schönste zu erfüllen und damit - wenn es denn nicht wie in meinem Falle gerade um querfrontkritische Äußerungen geht - Mahnwachen-Diskurse weiter zu befeuern sowie wiilden Spekulationen das Terrain zu eröffnen.  

Die TAZ läuft hier obendrein Gefahr, ihre Glaubwürdigkeit gerade auch bei denjenigen zu verspielen, die bereit wären, eine unabhängige, pluralistische und liberale Presse auch zu verteidigen. Es entsteht der Eindruck, daß sich manche TAZ-Autoren im Einklang mit etwa sogenannten "Friedensbewegten" und auf Kosten eines freien Meinungs- und Diskussionsaustausches profilieren und sich mit den Interessen einer weitgefächerten proputinistischen Querfront gemein machen. Die TAZ stößt damit möglicherweise gerade diejenigen Querfrontkritiker vor den Kopf, die sie bräuchte, um sich effektiv gegen Angriffe gegen die sogenannte "Lügenpresse" und den von der Querfront aufgebauten Druck zur intentionsgetreuen Wiedergabe von deren Perspektiven zu Wehr setzen und die eigenen Qualitätsstandards zu wahren. 

Nicht nur Wichtelkreise können sich beschweren, auch Querfront-, Putin- und Mahnwachenkritiker sind dazu aufgefordert, auf eine sachgerechte, sorgfältige und ethisch akzeptable Berichterstattung zu achten und gegebenenfalls mit individuellen Schreiben, formalen Presseratsbeschwerden oder auch eigenen Petitionen auf den Erhalt eines Mindestmaßes an informationeller Ausgewogenheit, Pluralität der Perspektiven und redaktioneller Unabhängigkeit zu dringen. Die TAZ muß lernen, zwischen "Kritik" und "Diffamierung" zu unterscheiden und sollte imstande sein, diese Unterscheidung bei Bedarf auch auf sinnvolle und für die Öffentlichkeit plausible Weise darzulegen. In einem ersten Schritt sollte die TAZ bereits gemachten Fehlern und real vorhandenen Unzulänglichkeiten auf selbstreflexive Weise mit Offenheit begegnen und nicht weiter die eigenen Schwächen sowie mögliche strukturelle Zwänge mit einem überforschem Auftreten und gespieltem Auftrumpfen, einer dem Sachverhalt durchaus unangemessenen Arroganz und einer Fassade aus redaktioneller Unnahbarkeit zu kaschieren suchen.

Mittwoch, 18. Februar 2015

"Bestrafungsaktion" von der TAZ - Maulverbot für Kritik an schlechtem Journalismus?

1. Am  26.1.2014 hat mich die taz kommentarlos von ihrer Facebook-Seite herausgeworfen für wohl allzu offene Kritik an Anna Lehmanns Artikel "Anti-Rüstungsforschung an Hochschulen. Friedensbewegung reloaded". Ich hatte insbesonder auf Reiner Brauns Tätigkeit für die iranische Lobbyorganisation CASMII hingewiesen und auf Dietrich Schulzes moralische Legitimierung von Putins Krimannexion (siehe auch hier) sowie dessen Vorliebe für die Weltuntergangs-Szenarien des Neoeurasien-Propgandisten Michel Chossudovsky und Infos aus dem Umfeld des amerikanischen Verschwörungsfan und Teaparty-Idelogen Ron Paul (vermittelt über den von Schulze in jüngster Zeit offenbar gern zitierten Wolfgang Effenberger). Der Autorin hatte ich diese Zusammenhänge zuvor schon per email samt Nennung seriöser Quellen (u.a. Udo Baron) nahezubringen versucht, sie hatte daraufhin nicht reagiert und - so zeigen die Folgeartikel - auch gedanklich dichtgemacht. Offenbar sind die Beziehungen Lehmanns zu den beiden Hauptexponenten der sogenannten "Zivilklauselbewegung" Dietrich Schulze und Reiner Braun (ja, genau der Reiner Braun, der seit Monaten maßgeblich die rotbraune sogenannte "Friedensbewegung" vorantreibt) weiterhin gut. Auf Dietrich Schulzes "Zivilklausel"-Chronik erschien fast zeitgleich mit dem oben zitierten TAZ-Artikel ein Eintrag, demzufolge dieser freundliche taz-Artikel auf einem persönlichen Gespräch mit ihm und Reiner Braun beruhe. Kurze Zeit darauf wurde das abgeändert in ein "aufgrund Infos von Reiner Braun und Dietrich Schulze", d.h., ein persönliches Zusammentreffen im Rahmen des Zivilklausel-Vernetzungstreffens wurde damit verschleiert. 

Ich vermute, daß man nun auch im Rahmen des neu aufgelegten "Hochschulwatch"-Projektes von taz und Transparency International hinter den Szenen entweder direkt kooperiert oder doch zumindest gemeinsam am gleichen Strang zieht - insofern, als man den gleichen Kreisen angehört, deren Mitglieder und Verbündete sich gegenseitig stärken, sich die Themenbälle zuspielen und gemeinsam gegen Kritik und das Aufdecken unwürdigen Verhaltens in den eigenen Reihen mauern. Das Übereinkommen der Interessen von taz, Junge Welt und dem Schulze-Braun-Umfeld im Rahmen von "unileaks" und dem thematisch verwandten "Hochschulwatch", das gegenseitige Aufgreifen und thematische Befeuern ist jedenfalls für die, die es sehen wollen, nicht schwer zu erkennen.


Aktueller Ausschnitt aus Dietrich Schulzes "Zivilklausel"-Chronik: Junge Welt-TAZ-ZEIT-Hochschulwatch
Leider scheint sich sogar die ZEIT an diesem Projekt beteiligen bzw. dieses durch positive Berichterstattung unterstützen zu wollen, womit dieses Presseorgan samt Zeit-Briefkasten dann eventuell (nicht zwingenderweise!) ebenfalls als Korrektiv wegfällt. Diese Befürchtung drängt sich mir insbesondere auch deswegen auf, weil die ZEIT selbst ebenfalls mit dem Whistleblower-Netzwerk kooperiert, das wiederum dem weiteren Umfeld von Reiner Braun zuzurechnen ist und über dessen Vorstand Prof. Dr. Johannes Ludwig auch mit direkten Abhängigkeiten von der Öffentlichkeitsarbeit der russischen Regierung (hier eine kleine Kostprobe davon, mehr dazu an anderer Stelle) in Verbindung zu bringen ist.

 2. In der Online-taz konnte ich nach dem Herauswurf von der Facebook-taz noch kommentieren. Mittlerweile geht auch das nicht mehr. Das aktuelle Verschwinden von Kommentaren hat dort begonnen mit zwei bissigen Bemerkungen dazu, daß im taz-Interview "Psychologin über Blutrache. "Eine grandios-narzisstische Geste"" fachfremd eine Psychologin rassistische Klischees über Tschetschenen und sogenannte "archaische" außereuropäische Kulturen verbreiten konnte und dabei vom Interviewer noch kräftig mit den entsprechenden Stichworten und Suggestivfragen befeuert wurde (auf manche dieser Steilvorlagen läßt sich Marianna Leuzinger-Bohleber nicht ein, auf andere dann leider doch). Ich schildere das hier, weil ich nicht sicher sein kann, ob dieser Vorfall oder meine kritische Stellung zur Zivilklausel-Bewegung der taz den ausschlaggebenden Grund für ihre aktuelle Blockadehaltung geliefert hat oder irgendwann bei der online-Redaktion das erträgliche Maß an Berichtigungen, Sachergänzungen und inhaltlicher Kritik voll war.

Geführt hatte das unappetitliche Interview ein Johannes Pitsch, zu dem in der taz keinerlei personenbezogene Infos abrufbar sind. Ein wenig Suche ergibt einen Johannes Pitsch, der bis 2014 für ein Feinkost-Catering Unternehmen tätig war und sich seit Sommer letzten Jahres nun als freier Mitarbeiter bei u.a. der Frankfurter Rundschau versucht. Bei der FR scheint Pitsch nur wenige Wochen tätig gewesen zu sein, die Archivsuche fördert einen einzigen Artikel zu Tage, der sich eines von der Schließung bedrohten Karneval-Vereinsheims annimmt. Mir ergibt sich hierdurch das Bild, daß der mutmaßlich identische taz-Autor weder über eine journalistische Ausbildung verfügt noch auf ein hinreichendes Lernen aus der Praxis zurückblicken kann, um sich sensiblen interkulturellen Themen auf halbwegs seriöse Weise nähern zu können. Der Johannes Pitsch der taz hat bislang - abgesehen von besagtem Interview - zu einem Wäschereiservice, britischen Schoko-Ostereiern, einem deutschen Rapper, eine Halbsatire auf SM-Spielzeug, den bulgarischen Käsekuchen-Anreiz und dergleichen mehr geschrieben. Er wäre wohl vorerst besser auch bei dieser Sparte des Unterhaltungs-Journalismus mit seinen Meldungen zu Skurrilitäten und Merkwürdigkeiten geblieben.

Als besonders empörend und beschämend empfinde ich, daß somit in besagtem taz-Interview zwei völlig Fachfremde die phantastischsten Klischees, die man u.a. auf den Kolonialrassismus und die Völkerpsychologie des 19. Jahrhunderts zurückführen kann, einem Laienpublikum als "Expertenwissen" verkünden. Ich dagegen habe von der taz noch nie die Chance erhalten, mein Fachgebiet entsprechend breitenwirksam darzustellen. Obendrein hindert mich die taz-Online-Redaktion nun auch noch systematisch daran, mich als gewöhnlicher Leser zu äußern und meine Empörung über sachlich falsche und tendentiell volksverhetzende Darstellungen zu schildern. Hier begeht die taz offenbar Image-Pflege auf Kosten von Meinungsfreiheit und auf Kosten eines sachlichen, ausgewogenen Informierens ihres Publikums. Schlechter Journalismus soll wohl nicht als schlechter Journalismus erkannt und Rassismus nicht als Rassismus benannt werden. Welch üble kolonialrassistische Klischees in diesem Interview bedient wurden, wie abstrus die vertretenen Ansichten sind und wie sehr die Ausführungen auf einer fast vollständigen Begriffsverwirrung beruhen, werde ich ebenfalls - soweit mir dies angesichts meines Gesundheitszustandes noch möglich sein wird - in einem getrennnten Post samt Verweis auf die entsprechenden rechtsethnologischen Fachkonzepte, die gängige wissenschaftliche Sekundärliteratur und russische Quellenzitate zum vermeintlich "rachsüchtigen" und "kriminellen" Nordkaukasier als solchem erläutern. 

Ob die taz von Ursprung und Tendenz der im Interview getroffenen Behauptungen Kenntnis hatte oder nicht, ist letzendlich genauswenig von Bedeutung, wie es von Bedeutung ist, ob ein Ken Jebsen in der Lage und willens ist, den eigenen Antisemitismus als Antisemitismus zu erkennen oder der deutsche gewöhnliche Mittelstandsrassist in der Lage ist, sein Bild vom "Neger" kritisch zu hinterfragen. Daß seit dieser "Kaukasus-Episode" mit der taz auch andere Kommentare von mir nicht mehr erschienen sind, hatte ich schon bemerkt, wollte dem aber keine allzu große Bedeutung zumessen und hatte abgewartet, ob sich das Problem nicht von alleine behebt. Schließlich wird in der taz ja oft genug sichtbar darauf hingewiesen, wenn Kommentare nicht die Standards der Netiquette erfüllen. Selbst in Bezug auf wüste Putinisten-Pöbeleien gegen taz-Autoren ist man da eigentlich recht großzügig, anstößige Kommentare werden gekürzt freigeschaltet oder zumindest mit "Kommentar gelöscht"markiert. Auch bei einer möglichen Sperre des Nutzerkontos würde ich davon ausgehen, daß die taz diese mitteilt und begründet. Aber mein Konto ist ja auch nicht gesperrt, meine Kommentare gehen lediglich ins Leere.

3. Gestern nun ist in der TAZ ein Artikel zu dem Drittmittel-Problem deutscher Universitäten veröffentlicht worden. Dieser hatte mich vor allem deswegen interessiert, weil es sich bei ihm um einen Gast-Beitrag eines Professors handelte, der deutlich erkennbar aus eigener (schlechter) Erfahrung spricht, das Geschilderte intelligent beobachtet hat und unter dem Titel "Der Geist des Geldes" auch kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich dachte, dies sei eine Gelegenheit dazu, auf ein eng verwandtes Thema aufmerksam zu machen, das bisher von fast allen Medien ignoriert worden ist: Der Austausch seriöser Genozidforschung durch einen Sasek-nahen Querfrontdiskurs und das dortige abstrakte Kritisieren von Verschwörungstheorien und Querfrontideologien unter Ausklammerung der eigenen Institution, so geschehen an der Universität Tübingen. Ich zitierte eine Passage aus dem Artikel selbst und schrieb:

"„In demselben Maße, in dem die Universität auf messbare Nutzenmaximierung getrimmt wird, produziert sie Nutzloses und Uninteressantes.“ - Mit dazuzurechnen zu diesem Phänomen wäre wohl auch, daß die universitäre Selbstanpreisung gerne maximale Orientierung an aktuellen gesellschaftlichen Problemkomplexen verspricht, diese vermeintliche Relevanz und Anwendungsorientiertheit dann auch immer wieder äußerst medienwirksam zu betonen weiß, im Zweifelsfall aber vornehme Zurückhaltung geübt wird bzw. man offensichtlich zurückschreckt vor einer wirklichen Intervention in gesellschaftliche Debatten dort, wo diese heikel sind und tatsächlichen Einsatz erfordern würden. Letztendlich findet der Zwang zur Orientierung an im politischen Diskurs bestimmten Interessen seine Ausformung in einer maximalen politischen Unverbindlichkeit und Flexibilität, die intellektuelle Verantwortung gerade nicht stärkt, sondern schwächt. So zumindest stellt es sich mir von außen dar, wenn sich etwa die Universität Tübingen einen prominenten Medienwissenschaftler leistet, der aktuell immer wieder einem breiten Publikum die Gefährlichkeit von Verschwörungstheorien auseinandersetzt und vor einem Dialog- und Kommunikationsinfarkt warnt, derselbe Akademiker aber (zumindest bisher noch) keinerlei Regung zeigt angesichts der Tatsache, daß an seiner eigenen Universität eben diese von ihm kritisierten Verschwörungsideologien mittlerweile sogar in den Lehrplan einfließen ( http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/2015/02/herr-porksen-auch-ihrer-universitat.html). Mich erinnnert das an die alte Karikatur der Ballettänzerinnen, die drinnen im Übungssaal die verrücktesten Sprünge und Drehungen hinbekommen, bei Verlassen des Saals dann aber nicht wissen, wie sie auch nur über eine kleine, bescheidene Pfütze vor dem Gebäudeeingang hinwegkommen – man könnte sich ja das Gewand schmutzig machen." 




Auch dieser Kommentar, der ja weder Kritik an der taz noch am Artikel selbst enthält, die Aussagen und Feststellungen des Autors vielmehr bekräftigt und bestätigt, erschien nicht. Ich habe daraufhin das getan, was die TAZ bei Nichterscheinen von Kommentaren empfiehlt: Ich habe ein email an kommune@taz.de geschickt.


 Hierauf hat man, wie das in Kreisen, die ihre eigene Lobbytätigkeit (und/oder ihre eigene politische Befangenheit sowie parteiisches Verhalten) oder unprofessionelles Verhalten bzw. beides verschleiern, so gang und gäbe ist, NICHT reagiert. Ich muß damit davon ausgehen, daß die TAZ hier eine nicht als solche erklärte Bestrafungsaktion für nichtkonformes und ihr nicht genehmes Verhalten durchführt bzw. auf eine Weise Revanche übt, die anhand der eigenen Standards nicht rechtfertigbar ist und deswegen nur mit Schweigen beantwortet werden kann. Man vertraut einfach darauf, daß sich der/die Betroffene angesichts übermächtiger und noch dazu von außen nur schwer als solcher erkennbarer Machtstrukturen nicht wird Gehör verschaffen und damit ihr Recht erkämpfen können, oder der eigenen Blick ist derart vernebelt, daß man die Anliegen weniger dreist und massiv agierender Personen und Personengruppen gar nicht als solche wahr- und ernstnehmen kann..

Zynischere Gemüter könnten sich auch überlegen, ob ein Herr Bröckers, der nach wie vor etliche Funktionen für die TAZ ausübt und dort u.a. für das Marketing zuständig ist, von meinen Online-Aktivitäten Kenntnis erhalten hat und mit meiner Kritik an ihm und seinem Liebling Dr. Daniele Ganser (Thema meines nicht erschienenen jüngsten Kommentars) nicht zurechtkommt, dementsprechend auch über die taz-Community seinen Einfluß geltend macht. Und by the way: Bröckers neuester Blogeintrag preist gerade den auch bei Dietrich Schulze offenbar so beliebten Wolfgang Effenberger an. Wichtel sind ja bekanntlich sehr empfindlich, was Kritik an ihren Ideologiegebäuden betrifft. Ich denke jedoch, daß eine sehr viel naheliegendere und plausiblere Erklärung für das Verhalten der taz der konkrete Inhalt meiner Kommentare zur Zivilklauselbewegung und deren prorussischer Ausrichtung liefert sowie das Benennen von abstrusen rassistischen Pseudotheorien als solche; hierauf war dann ja auch entsprechend zeitnah reagiert worden. So lange, wie die taz selbst sich hierzu nicht äußern will, steht es anderen jedenfalls wohl frei, hier über unlautere Beweggründe, insbesondere lobbyistische Einflußnahmen und den offensichtlich vorhandenen Korpsgeist von Querfrontnetzwerken zu spekulieren.

4. Auf den schlechten persönlichen Stil von Anna Lehmann ("unileaks"-Projekt der TAZ), ihr mangelndes Verständnis von Informantenschutz im Sinne eines fairen, offenen und verbindlichen Umgangs sowie die ausbleibende Rechercheleistung bei Vornanstellung der eigenen politischen Gesinnung und Loyalitäten werde ich - sofern ich noch Gelegenheit dazu haben werde - demnächst noch detaillierter eingehen. Offenbar ist man sich bei der taz gar nicht bewußt, wie sehr man mit dieser Art von PR für totalitäre Zusammenhänge anderen Menschen schadet und auch obendrein noch verhindert, daß sich von Querfrontstrukturen und Totalitarismus-Propagandisten Geschädigte Gehör verschaffen und möchte das auch nicht wissen. Auch stillschweigend wird hier nichts korrigiert. So wird auch im Lehman-Artikel "Transparente Forschung.Wenn VW die Studie bezahlt" vom 13.2.2015 Dietrich Schulze wieder wohlwollend als pazifistische Autorität zitiert. Die taz verleiht damit zum wiederholten Male denjenigen das Wort, die zwar landauf landab als Propagandisten einer sogenannten "Friedensbewegung" aktiv sind, selbst aber im konkreten Verhalten keinerlei demokratisches oder gar völkerrechtliches Verständnis aufweisen und erst recht keine Achtung vor Forschungsfreiheit haben, bei denen Worte und tatsächliche Position auf der politischen Skala auf extremste Weise auseinanderklaffen

Dietrich Schulze, dessen Darstellungsweisen Anna Lehmann offenbar völlig unhinterfragt und 1:1 übernimmt, steht auch mit seiner eigenen Biographie in merkwürdigem Gegensatz zu der nachfragefreien Berührungskontaminations-Logik, derer er sich beim Anprangern und Skandalisieren anderer Wissenschaftler  bedient. Dietrich Schulze selbst hat jahrzehntelang am Forschungszentrum Karlsruhe (dem heutigen KIT) gearbeit, seinen eigenen Artikeln zufolge (auch hier) noch dazu in einem extrem antisemitischen Umfeld. Trotz intensivster Suche ist es mir nicht gelungen, im Netz irgendeinen Hinweis darauf zu finden, daß Schulze sich konkret für Léon Grünwald eingesetzt hätte - einen Karlsruher Kollegen, der aufgrund seiner jüdischen Wurzeln von einem Ex-Nazi als Vorgesetzten offenbar drangsaliert und schließlich hinausgeekelt worden war. Dietrich Schulze beruft sich aktuell nur zu gerne mit moraltriefender Trivialrhetorik auf u.a. Grünwald als "Vorbild für die Jugend" und trägt diesen geradezu als Monstranz (siehe auch hier) vor sich her, um auf seine eigenen Themen aufmerksam zu machen. Hat er sich jedoch auch schon zu dessen Lebzeiten für ihn eingesetzt, sich für ihn und gegen den gemeinsamen Chef ausgesprochen? Warum hat er nicht die Konsequenzen gezogen, sich einen anderen Arbeitsgeber gesucht? Wie würde er mit dem Eindruck, den Außenstehende hier hinsichtlich eines unsolidarischen Profitierens von braunen Altnazi-Netzwerken leicht erhalten, umgehen, wenn nicht er selbst hier der Akteur wäre? Seiner eigenen Logik nach, die nicht nach den Chancen, Überlebensstrategien, Motivationen und taktischen Kompromissen, die Wissenschaftler heutzutage gehen (müssen?) fragt, müßte Dietrich Schulze also als gewissenloser Nutznießer der Atomlobby bezeichnet werden und hätte mit Faschisten gemeinsame Sache gemacht - der eigenen Bequemlichkeit und materiellen Sicherheit wegen. Auch hier gilt: keinerlei kritisches Nachfragen von Seiten der TAZ angesichts dieser Ungereimtheiten und offensichtlich in sich widersprüchlichen Verhaltensweisen.

Mich jedenfalls hat Dietrich Schulze im Zuge seines totalitär anmutenden Narrativs zur Erbauung der Jugend als Art propadandistisches Wurfgeschoß mißbraucht (siehe auch hier) und mich anschließend - nach einem für mich nervenaufreibendem mehrmonatigem Herumgezerre aufgrund seines pemanenten Drangs zu propagandistischen Verdrehungen, grotesken Überhöhungen und nach teils auch unautorisiert publizierten Entstellungen - stillschweigend entsorgt. Offenbar ist Schulze auch selbst der Meinung, daß der schäbige Umgang mit mir, zu dem er selbst in beträchtlichem Maße beigetragen hat, und dessen fatale Folgen für meine Biographie für niemanden einen Anreiz oder gar - in seiner eigenen Formulierung - ein "Mutmacher" sein könnten, um es mir nachzutun und konsequent und kompromißlos für eigene Überzeugungen einzustehen. Würde die taz sich dazu durchringen, meine Situation zu schildern oder mit mir zusammen meinem Anliegen - die politische wie wissenschaftliche Aufarbeitung des Völkermordes an den Tscherkessen voranzutreiben und die Netzwerke, die dieses behindern, zu exponieren - nachzugehen, sie würde sich damit implizit oder explizit auch gegen Schulze und dessen Netzwerke stellen. Das will man aber offenbar auch gar nicht.

Ich würde angesichts dieser auch auf persönlichen Interaktionen beruhenden Einsicht in Dietrich Schulzes konkretes Verhalten nur zu gerne wissen, ob  Léon Grünbaum, wenn er heute noch leben würde, mit dieser seiner Vereinnahmung durch Dietrich Schulzes für dessen extremistische, mittlerweile rotbraune Propagandatätigkeit einverstanden wäre. Falls Herr Schulze schriftliche Belegstücke oder glaubwürdige Zeugen dafür vorzuweisen hat, daß er sich Léon Grünbaun zu dessen Lebzeiten - anders als mir gegenüber - tatsächlich solidarisch und seinem Arbeitgeber gegenüber nicht taktisch verhalten sondern in der Tat die von ihm so vielbeschworene "Zivilcourage" beweisen hat, sollte er diese öffentlich machen. Ansonsten kann man - zumal Schulze wenig Gelgenheiten ausläßt, um sich selbst herauszustreichen - wohl  argwöhnen, daß Schulze sich hier auf wohlfeile Weise einer mittlerweile verstorbenen Person bedient, um unter anderem mit einem vorgeschobenen "antifaschistischen" und "antimilitaristischen" Engagement Querfront-Netzwerke und damit auch neurechte Diskurse zu stärken, sowie daß selbst die taz sich noch auf dieses Charade-Spiel einläßt. 

Seine meist billig gestalteten Propagandamachwerke verbreitet Dietrich Schulze mit Vorliebe über die immer brauner werdende NRhZ, dort schreibt er hin- und wieder auch unter falschem Namen, z.B. als "Carl Routier" (Schreibstil und Formatierung der Texte von "Routier" sind identisch, die Photos zu den Routier-Artikeln stammen erklärtermaßen von Schulze, der Inhalt ist teilweise wortgleich und die übergroße Eigenliebe des Dietrich Schulze führt auch noch dazu, daß diese vermeintlichen "Fremdartikel" in der NRhZ dann an anderer Stelle doch wieder als Eigenleistung aufgeführt werden). Mutmaßlich wählt Schulze diesen Weg, um damit auf künstliche Weise den Eindruck eines breiteren gesellschaftlichen Konsenses zu erzeugen, sich als vermeintlich Anderer selbst zu loben und hervorzustreichen und somit mit  - bei ihm auch in anderer Form gegebenen - kleinen unehrlichen Tricks und miesen Ränkespielen für ein Mehr an Aufmerksamkeit und erschlichenes gesellschaftliches Gewicht zu sorgen. Dietrich Schulzes "Antifaschismus" erweist sich, aus der Nähe besehen und zumindest, wenn auf mein Thema und Anliegen eines Erforschens der Wurzeln genozidaler Gewalt bezogen, als nichts anderes als eine weitgehed leere Propagandahülse in bester DDR-Tradition.

5. Daß die taz mit ihrem Covering der sogenannten "Zivilklausel"-Bewegung und nun möglicherweise auch mit ihrem thmematisch überlappenden Projekt "Hochschulwatch" den gleichen Kreisen das Wort redet, die auch die rotbraune Friedensbewegung (die von der TAZ kritisiert wird) befördern, sowie welche Folgen dies für unsere Gesellschaft hat und noch haben wird, wird wohl von der taz-Redaktion bewußt ausgeblendet. Ebenso wird wissentlich verdeckt und vertuscht, daß die Interessen dieser rotbraunen Friedenskreise etwa meinem Anliegen, das Fortwirken der blutigen russischen Kolonialpolitik im Nordkaukasus zu thematisieren, diametral entgegenstehen. Zumindest anhand dieses konkreten Beispiels müßte doch klar, daß die entsprechenden Kreise nicht für die Freiheit und Unabhängigkeit von Forschung stehen und keinerlei lagerübergreifendes Interesse an Transparenz haben. Dietrich Schulze trommelt weiter für "Zivilcourage" und "Widerstand" und ihm ist dabei - genauso wie der taz - offenbar völlig egal, daß er hier die Illusion einer wachsamen, interessierten, Anteil nehmenden und im Zweifelsfall solidarisch eingreifenden Mitwelt erzeugt, die in der Praxis in keinster Weise gegeben ist. Angesichts der Tatsache, daß im Ernstfall weder praktische Hilfe noch der bloße Willen, die Konsequenz von Widerständigkeit überhaupt öffentlich zu thematisieren, gegeben sind, fordert man hier Wissenschaftler explizit dazu auf, ins offene Messer zu laufen. Ungeachtet dieser Tatsachenlage bewußt weiter zu "Whistleblowing", "Offenlegung" etc. aufzurufen, ist bestenfalls äußerst unverantwortlich.

Anna Lehmann, die sich hier recht eindeutig auf der Seite Dietrich Schulzes und der rotbraunen Querfront verortet hat und sich eben nicht zu einem ausgewogenen, verschiedene Perspektiven berücksichtigenden Journalismus fähig zeigt,  "begleitet" nun auch das aktuelle "Hochschulwatch"-Projekt der taz. Ganz klassisch für die extreme Vermachtung unserer Gesellschaft und deren Durchdringung durch demokratiefeindliche wie schwer greifbare Lobbyisten-Netzwerke ist auch, daß Transparency International nun im Rahmen von "Hochschulwatch" an einem Projekt mitwirkt, das zumindst teilweise auf der Basis von völlig intransparenten Netzwerken erwächst und den Erstellern von Querfront-Narrativen die Bälle zuspielt. So hat einer der TI-Kooperationspartner von "Hochschulwatch" als erstes dem russischen Auslandspropaganda- Megakonglomerat "Sputnik" ein Interview gegeben.

TI verleiht diesem Projekt ein Gütesiegel und wird es mir und etwaigen anderen davon Betroffenen damit quasi unmöglich machen, gegen russische Interessenlagen mit Kritik an diesem Etikettenschwindel bis an eine breitere Öffentlichkeit vorzudringen. Die TAZ-Projekte "Hochschulwatch" und "unileaks" dürften, sofern nicht zumindest auf Druck von TI hin "Hochschulwatch" noch korrigiert und von den einseitigen Interessen gewisser TAZ-Kreise sowie insbesondere auch dem Umfeld der "Jungen Welt" entkoppelt wird, gerade auf Kosten derjenigen Personen und Werte gehen, die doch eigentlich - laut eigener Bekundungen - mit diesen Projekten geschützt werden sollten. Hier entstehen mafiöse Strukturen unter Einbindung von Lobby-Interessen totalitärer Regime, die verhindern, daß man sich als einzelnes Individuum und normaler Bürger Luft verschaffen und systematische Regelverstöße im akademischen Umfeld wie auch in dem der vermeintlichen Helfer und Unterstützer zumindest verbal zurückweisen kann.

6. Zu guter Letzt sei mir noch der Hinweis auf einen weiteren, aus meiner Sicht empörenden und skandalösen Widerspruch in der Themengestaltung und Öffentlichkeitspolitik der TAZ gestattet: Die Chefredakteurin Ines Pohl hatte am 20.1.2015 in einem Kommentar namens "Pegida und der Dialog. Strikte Weigerung hilft nicht" dafür plädiert, in Bezug auf die Pegidiasten nicht den Weg der "Ausgrenzung" zu gehen, namentlich auch dann, wenn es um den "Neubau von Asylbewerberheimen" gehe (Ergänzung von mir: in diese könnten dann ja wiederum "terroristische Tschetschenen" einziehen, über die dann wieder im taz-Intervieew gerätselt würde....). Es sei "das falsche Konzept", dieser Bewegung "den Dialog zu verweigern", Pohl meint, die  "definitive Abwehr einer Auseinandersetzung" sei "richtiggehend gefährlich". Damit wird indirekt dem Druck des rotbraunen Mobs nachgegeben, während gleichzeitig mir - und sicher auch anderen - ein ebensolcher Dialog aus linksdemokratischer Perspektive verweigert wird. So fördert man, während man vorgibt, für das Gegenteil zu arbeiten, die Macht des Pöbels und militante Rassisten, während man der Gegenseite immer wieder Beistand und Unterstützung verwehrt, sogar noch aktiv daran mitwirkt, diejenigen, die sich nicht auf ein immer stärker wirkendes politisches Lagerdenken einlassen, als vergleichsweise schwache, leise Stimmen aus der Öffentlichkeit zu verbannen.

Viel ist in den letzten Monaten davon die Rede gewesen, daß Journalisten anständig behandelt werden wollen und wie belastend und anmaßend die ständigen Pöbeleien und Shitstorms der Querfrontler und Putinisten seien. Dafür habe ich vollstes Verständnis und habe mich diesbezüglich auch immer wieder solidarisch geäußert. Daß einige Journalisten und Redaktionen aber auch selbst erst mal einen fairen, demokratischen Umgang mit der Außenwelt lernen müßte und sie ihrerseits verpflichtet wären, auch Angehörigen anderen Berufsgruppen, deren Wissen und deren intellektuelle Produkten den ihnen gebührenden Respekt zukommen zu lassen und diese mit der gleichen Würde zu behandeln, die sie auch selbst für sich reklamieren, daß es ferner angebracht wäre, selbstreflexiver mit der eigenen Gatekeeper-Funktion und deren relativer Machtfülle umzugehen, ist in dieser Diskussion bisher komplett ausgeklammert geblieben.

Frau Pohl schrieb:
"Je aufgeregter die Zeiten, desto schneller scheinen viele den Glauben an die Kraft des besseren Arguments zu verlieren. Und es gibt Formate, in denen man ins Gespräch kommen kann."

Frau Pohl sei gesagt, daß ich diesen Glauben an die Kraft des besseren Argumentes mittlerweile vollständig verloren habe, gerade auch durch das Treiben ihres eigenen Blattes, die regelrechte Abschottung und Unerreichbarkeit der Redaktion, das Ausmerzen von Kritik und die nun schon langjährigen Hinhalte-Taktiken mit abschließender Dialog-Verweigerung. Die "Formate", in denen man "ins Gespräch" kommen kann, sind im Kopf von Frau Pohl offenkundig populistisch definiert, reden eher Plattheit denn Intellektualismus und Analysefähigkeit das Wort und sind mit Subjekten bevölkert, die politisch doch eher im extremistischen Spektrum angesiedelt sein dürften. Mir selbst geht wohl die gesellschaftliche "Gefährlichkeit" ab, um von einer taz-Redakteurin ernst genommen und gehört zu werden.

Donnerstag, 5. Februar 2015

Herr Pörksen, auch an Ihrer Universität werden Verschwörungstheorien verbreitet!

Folgendes Schreiben ging soeben als email an Prof. Dr. Bernhard Pörksen, einen bekannten Tübinger Medienwissenschaftler, der u.a. auf Feindbildforschung spezialisiert ist, sowie im CC an die weiteren Referenten und den Moderator der Radiosendung, auf die hier Bezug genommen wird, d.h. Philipp Albers, Mitgründer der „Zentrale-Intelligenz-Agentur“, Hans Leyendecker, Mitgründer von „Netzwerk Recherche“ und Eggert Blum, Moderator und Redakteur von SWR 2.
 
Betr.: SWR 2-Sendung „Verschwörungstheorien“/ Praxisfall Tübingen

Sehr geehrter Herr Professor Pörksen,

Ich schreibe Ihnen in Bezugnahme auf die SWR 2-Sendung „Wahnsinn im Netz. Wie Verschwörungstheoretiker das Internet nutzen“ vom 19.12.2014 (1). Ihre Ausführungen haben mir ingegesamt sehr gut gefallen, an einer Passage, in der Sie den Unterschied zwischen Ausschlußmechanismen im Netz und in der analogen Welt erläutern, habe ich mich jedoch aus aktuellem Anlaß heraus gestoßen. Sie äußern sich (ab Minute 29' 35'') wie folgt:

Wenn ich übermorgen hergehe und meine Einführungsvorlesung in die Medienwissenschaft beginne mit einer Verschwörungstheorie und fröhlich aus irgendwelchen verwirrten Protokollen vorlese, dann wird ein Mechanismus der Exklusion greifen. Dann werden sich Kollegen melden, dann wird im Zweifel sich die Universität dazu positionieren, was ich da für einen verwirrten Unsinn verbreite, und das ist auch gut so.“

Tübinger Ringvorlesung „Clash of Civilizations“ als Plattform für Verschwörungstheorien, Rechtsesoterik und Querfront-Propaganda im Sinne Putins?

Herr Pörksen, in Ihrem Radiointerview ziehen Sie Ihre eigene Erfahrungswelt heran, um mittels einer idealtypischen Situation zu illustrieren, wie wissenschaftlicher Diskurs funktioniert. Auf die spezifische Situation an Ihrem eigenen Institut mag das Geschilderte in der Tat zutreffen. Die von Ihnen auf hypothetischer Basis aufgezeigten Kontroll- und Korrekturmechanismen greifen in der Praxis jedoch bereits dann nicht mehr, wenn man als Referenzgröße die Universität Tübingen als Gesamtinstitution zugrunde legt: Am 15.12.2014 ist auf Einladung von Prof. Dr. Rainer Rothfuß in der Studium Generale-Veranstaltung „Clash of Civilizations“ der Schweizer Historiker Dr. Daniele Ganser aufgetreten und hat in Anlehnung an verschwörungsideologische Argumentationsmuster und Topoi einen Vortrag zu „9/11“ gehalten. Meines Erachtens hat diese Veranstaltung grundlegende Anforderungen hinsichtlich wissenschaftlicher Standards und ethischer Maßstäbe nicht erfüllt.

Da ich mich bereits seit einiger Zeit mit prorussischen Propagandastrategien und neoeurasischen Querfrontnetzwerken auseinandersetze und ich mich hierbei verstärkt auf die Person Daniele Gansers konzentriert habe, dessen Aktivitäten sich als Art „roter Faden“ durch etliche Teilbereiche einer weitläufigen, international vernetzten Querfrontszene ziehen, habe ich Prof. Dr. Rainer Rothfuß einen Text mit meinen vorläufigen Analyseergebnissen (2) zukommen lassen. Zusätzlich hat dieser Text auch weitere problematische Aspekte der Ringvorlesung „Clash of Civilizations“ angesprochen und kritisiert. Auf eine sachbezogene Auseinandersetzung hat sich Herr Rothfuß entgegen seinen Interessensbekundungen leider nicht eingelassen, stattdessen hat er einen mehr oder weniger an die Allgemeinheit gerichteten Vorwurf getätigt (3):
Aber auch alle anderen, die sich im Vorfeld so sehr gegen seine Einladung gesträubt hatten, haben die Gelegenheit eines offenen Austauschs über Sachargumente weder im Diskussionsteil nach dem Vortrag (40 Minuten) genutzt, noch die Möglichkeit hier auf dieser Seite wenigstens noch widerlegende Argumente zu bringen."

Ich persönlich fühle mich von diesem Vorwurf nicht angesprochen; ich habe reichlich Zeit und Mühe darauf verwandt, mich mit den Positionen Dr. Gansers auseinanderzusetzen und meine Kritik entsprechend argumentativ zu untermauern. Allerdings vermisse ich in Bezug auf das Tübinger akademische Umfeld tatsächlich ein offenes Kritisieren und klares Ansprechen der problematischen Aspekte dieser Veranstaltung sowie eine hinreichende Um- und Weitsicht, was deren (wissenschafts-)politische Implikationen betrifft. Hier muß ich Herrn Rothfuß denn, wenn auch aus einer grundlegend anderen Perspektive heraus und sicherlich auch in Gegensatz zu den von ihm intendierten Resultaten, partiell Recht geben.

Die Problematik der Veranstaltung war bekannt, eine offene akademische Auseinandersetzung und eine gesellschaftliche Debatte sind ausgeblieben

Ob man an einer (politisch und/oder wissenschaftlich) fragwürdigen Veranstaltung teilnimmt und dort offensiv eine gegenläufige Position bezieht oder doch lieber gerade durch das eigene Fernbleiben ein politisches Statement setzt, mag bisweilen Geschmackssache sein. Zugunsten des Tübinger Kollegiums möchte ich annehmen, daß einige hier nicht durch ihre eigene Präsenz inmitten eines Daniele Ganser-Fanclubs diese Veranstaltung noch zusätzlich aufwerten wollten. Auch war der Rahmen einer „Studium Generale-Vorlesung“ sicherlich wenig geeignet für eine sachbezogene, tiefergehende und ausgewogene Auseinandersetzung. Allerdings kann ich ebenfalls keinerlei Initiative und Bemühen von universitärer Seite erkennnen, dieser Veranstaltung einen anderen, angemesseneren Rahmen zu geben, den Vortrag Daniele Gansers etwa um eine kritische Vor- oder Nachbereitung zu ergänzen, eine Podiumsdiskussion anzuregen oder auch für Interessierte eine Gegenveranstaltung zum besseren Umgang mit verschwörungsideologischen Positionen anzubieten.

Aus der oben zitierten Äußerung Prof. Rothfußs geht hervor, daß der problematische Charakter der Veranstaltung tatsächlich schon in der Vorbereitungsphase erkannt worden war und für Unmut unter Tübinger Kollegen gesorgt hatte. Schilderungen Daniele Gansers decken sich mit dieser Darstellung. So hatte Daniele Ganser bereits in seinem Tübinger Vortrag unter belustigtem Gejohle und großen Geklatsche des Publikums erwähnt (ab 1 h 24' 20''), daß sowohl seine Beteiligung an der Ringvorlesung, wie auch die Wladimir M. Grinins, des Botschafters der Russländischen Föderation, im Vorfeld als propagandistisch kritisiert worden seien (4). Die Qualität der universitätseigenen Aufzeichnung war schlecht geraten, so daß der genaue Wortlaut dieser Passage bisher verloren ging. Nun ist am 28.1.2014 ein weiteres KenFM-Interview mit Daniele Ganser erschienen, das auf ebendiese Umstände erneut und detailreicher eingeht (5). In diesem KenFM-Gespräch (*) behauptet Daniele Ganser, daß es gleich mehrere Tübinger Professoren gewesen wären, die sich gegen diese Veranstaltung ausgesprochen hätten. Es sei befürchtet worden, der Ruf der Universität könne Schaden nehmen. Auch die Bezeichnung „Verschwörungstheoretiker“ soll gefallen sein. Namen möchte Daniele Ganser keine nennen. Der KenFM-Aufzeichnung des eigentlichen Vortrags, die gestern erschienen ist, läßt sich nunmehr zusätzlich entnehmen (ab 1 h 24' 18''), daß sogar die Medienstelle der Universität eingeschaltet war und auf das Entfernen des Tübinger Logos von Gansers persönlicher Webseite gedrungen hatte (6).

Sofern keine Gegendarstellung von Universitätsseite erfolgt, kann man wohl davon ausgehen, daß Gansers und Rothfußs Aussagen – natürlich abzüglich Gansers Hang, Kritik an den eigenen unwissenschaftlichen Vorgehensweisen als politisch motivierte Repression auszugeben – insofern korrekt sind, als daß die Problematik dieser Veranstaltung tatsächlich bereits vor deren Durchführung universitätsintern und auf kontroverse Weise besprochen wurde, die diesbezügliche Kritik aber in keinster Form nach außen drang. Spätestens an dieser Stelle hätte jedoch eine offene Debatte darüber erfolgen müssen, wie eine sich als demokratisch und verantwortungsbewußt verstehende Wissenschaftsgemeinde mit dem Spannungsfeld zwischen Meinungsfreiheit einerseits und wissenschaftlichen wie ethischen Standards andererseits umgehen will. In welchem Rahmen hätte man auch Verschwörungsideologie und rechtsesoterische Perspektiven zu Wort kommen lassen können, ohne sich zu deren Werbeflächen zu machen? Wie geht man damit um, wenn Querfrontler für sich Meinungspluralismus einfordern, selbst aber eine (zumindest tendentiell) totalitäre, menschenfeindliche Politik befürworten bzw. unterstützen und Inhalte verbreiten, die gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit Vorschub leisten, die in Richtung Volksverhetzung, Geschichtsrevisionismus und Holocaustleugnung gehen? Wie soll man insbesondere umgehen mit verdeckten Referenzen auf die „Protokolle der Weisen von Zion“?

Mein bisheriger Eindruck ist, daß einer diesbezüglichen Positionierung und transparenten Auseinandersetzung konsequent aus dem Wege gegangen wurde. Letzendlich hat damit die Veranstaltung ohne erkennbaren Einspruch und in der ursprünglich geplanten Form stattfinden können. Wie groß der Kreis der schweigenden „Mitwisser“ gewesen sein kann, läßt sich anhand der öffentlich zugänglichen Informationen wohl nicht eruieren. Bislang jedoch bin ich ganz offensichtlich die einzige Akademikerin geblieben, die Kritik an Daniele Gansers Auftritt als Referent der Tübinger Studium Generale-Vorlesung öffentlich geäußert und schriftlich begründet hat. Das darf nicht sein. Meines Erachtens kommen in dieser Vorgehensweise sowohl ein fehlender Wille, auf die Einhaltung wissenschaftlicher Standards zu dringen, zum Ausdruck, als auch ein Mangel an gesellschaftspolitischer Verantwortung samt einer Geringschätzung der von diesen Propagandaaktivitäten negativ Berührten.

Imagepflege für Ken Jebsen und akademische Reputation für Verschwörungstheorien

Nicht nur die Problematik des Vortrags an sich ist von seiten der Universität bisher nicht öffentlich kommentiert worden, selbst die Tatsache, daß KenFM in die fragliche Veranstaltung involviert war, soll offenbar ausgeblendet werden. Am 15.12.2014 war das Mahnwachen-Zugpferd Ken Jebsen samt eigenem Aufnahmeteam vor Ort gewesen und hatte den Vortrag Daniele Gansers separat, d.h. zusätzlich zum Livestream der Universität, aufgezeichnet. Im Anschluß an die Ringvorlesung führte KenFm ein längeres Interview mit Daniele Ganser (7) durch, dem Augenschein nach ebenfalls in Räumlichkeiten der Eberhard Karls Universität. Ich nehme an, daß Prof. Dr. Rainer Rothfuß hierfür ein Büro des Geographischen Instituts zur Verfügung gestellt hat.

Bekannt geworden ist die Anwesenheit des KenFM-Teams über einen Bericht der Lokalpresse, der möglicherweise auch deswegen recht kritisch ausgefallen ist, weil ich die Redaktion im Vorfeld auf den problematischen Hintergrund Daniele Gansers aufmerksam gemacht hatte. Wörtlich hatte das Schwäbische Tagblatt am 17.12.2014 wie folgt auf die Präsenz von Ken Jebsen verwiesen (8):
Unter den etwa 600 Besuchern waren einige Ganser-Fans, die sich nach der Veranstaltung mit ihm fotografieren und Bücher von ihm signieren ließen. Außerdem war der umstrittene Journalist Ken Jebsen anwesend. Er hatte sein eigenes Kamerateam mitgebracht.

Ebenfalls laut Schwäbischem Tagblatt hatten auf eine kritische Nachfrage hin weder Ganser noch Rothfuß das Bedürfnis verspürt, sich von Ken Jebsen abzugrenzen:
Auf Nachfrage erklärte Ganser, er habe sich nicht genauer mit den Antisemitismus-Vorwürfen gegen Jebsen auseinandergesetzt. Die Unterscheidung zwischen links und rechts halte er jedoch für zunehmend überflüssig. Prof. Rothfuß erklärte lediglich, dass in seinen Augen ein Youtube-Video Jebsens die gegen ihn erhobenen Vorwürfe hinreichend entkräfte. Ganser und Rothfuß freuten sich vor allem darüber, dass der Vortrag durch die Aufzeichnung Jebsens eine stärkere Verbreitung finde.“

Insbesondere der Aufzeichnung dieser Veranstaltung durch KenFM dürfte in der Perspektive einer länderübergreifenden Querfrontbewegung die Bedeutung eines wichtigen Etappensiegs auf dem Weg hin zu akademischer Akzeptanz und Anerkennung durch eine gesellschaftliche Mitte zukommen. KenFM will sich nicht zuletzt auch im Bildungssektor etablieren (9). Entgegen eigener Bekundungen würde Ken Jebsen wohl nur zu gerne Eingang finden in das, was er und seine Umgebung abfällig „den Mainstream“ nennen. Was Daniele Ganser selbst betrifft, so dürfte diesem, nachdem Schweizer Universitäten zunehmend auf Abstand gehen, ebenfalls sehr an einem Zu- oder vielmehr Rückgewinn akademischen Kapitals gelegen sein. Eine altehrwürdige, international geschätzte Institution wie die Eberhard Karls Universität Tübingen muß sich da als Gütesiegel auf geradezu ideale Weise angeboten haben.

Die Schlüsselfunktion eines solchen, teils bewußt inszenierten Tabubruchs wird auch bereits in der Szene gewürdigt. Schon jetzt zeigt sich etwa die hetzerische „Satire“-Seite „Spuelgel an der Lein“ geradezu entzückt über Gansers Tübinger Vortrag und bedankt sich ausdrücklich bei der Eberhard Karls Universität „für ihren Mut und Courage“ (10). Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang ebenfalls noch, daß die Veranstaltung bereits im Vorfeld auch vom parawissenschaftlichen „Freigeist-Forum-Tübingen“ beworben worden war (11). Diese beiden Fakten dürften denn auch eine Vorstellung davon liefern, von welchen Kreisen hier künftig Interesse und Zustimmung zu erwarten ist. Die Tübinger Universität macht sich somit, falls nicht doch noch gegengesteuert werden sollte, zum Erfüllungsgehilfen von querfrontigem Streben nach kultureller Hegemonie.

Die Tübinger Methode, Fehlverhalten von Autoritätspersonen, strukturelle Mißstände und diverse andere Peinlichkeiten möglichst schweigend und reglos auszusitzen, dürfte zumindest in diesem Falle jedoch nur sehr begrenzt effektiv sein. Gestern ist die KenFm-Aufzeichung des Vortrags selbst online gegangen und war bis heute schon über 34 000 Mal abgerufen (12) bzw. auf Facebook rund tausend Mal geteilt worden. Erwartungsgemäß wird die Querfrontszene dieses jüngste KenFM-Video auch selbständig über Blogs sowie andere soziale Medien weiterverbreiten und sich zur Untermauerung des eigenen Wahrheitsanspruchs immer wieder fleißig auf das Markenzeichen „Universität Tübingen“ berufen. Von zusätzlichem Interesse ist der aktuelle Hinweis bei KenFm (13), daß ein weiteres Video mit Rainer Rothfuß folgen werde, da dieser „den Vortrag trotz massivem Gegenwind stattfinden” habe lassen. D.h. hier baut man Kritik an unwissenschaftlichen Vorgehensweisen und politisch bedenklichen Positionen sofort wieder als mutige Verteidigung von Meinungs- und Forschungsfreiheit in die eigene Selbstlegitimierung ein. Da Sie, Herr Pörksen, in besagtem Radiofeature selbst auf die Bedeutung von Titeln, das Arbeiten mit Autoritäten-Zitaten und das Anführen von Experten hingewiesen haben, kann ich mir an dieser Stelle wohl weitere Ausführungen darüber sparen, wie sich die Assoziierung der Universität Tübingen mit KenFm auf beide Seiten auswirken wird.

Exzellenzinitiative und Praxisorientierung – Abschließende Bemerkungen

Eine Fähigkeit zur akademischen Selbstregulation wie in obigem Radiointerview gerade auch anhand des Beispiels der Tübinger Universität angerissen, kann ich im aktuellen Umgang mit „Clash of Civilizations“ nicht erkennen. Die Mechanismen diskursiver Wahrheitsfindung und der Auslotung des gesellschaftlich Akzeptablen scheinen in einer allgemeinen Dialogverweigerung außer Kraft gesetzt bzw. blockiert zu sein. Fast schon grotesk wirkt dieses Szenario vor dem Fond der Ezellenzinitiative, die ab 2012 unter dem Titel „Research-Relevance-Responsibility“ die Universität Tübingen „der Weltspitze näher“ bringen wollte. Als Kern ihres „Zukunftskonzepts“ hatte die Universität Tübingen formuliert gehabt, sie wolle „verstärkt Themen mit gesellschaftspolitischer Relevanz aufgreifen, die die aktuellen wissenschaftlichen Debatten bestimmen“ und „ihre Kernkompetenzen in der Grundlagenforschung künftig noch mehr auch durch anwendungsorientierte Aspekte der Forschung ergänzen und sich Zukunftsthemen und aktuellen Problemstellungen zuwenden” (14). Nun ist die rothfußsche Ringvorlesung „Clash of Civilizations“ samt Auftritt des populären Daniele Ganser sicherlich dicht am Zeitgeist ausgerichtet, also zumindest in diesem Sinne gesellschaftlich „relevant“; auch sorgt sie für entsprechendes Außeninteresse und die mediale Präsenz der Universität. Doch repräsentiert „Clash of Cultures“ wohl kaum das, was man gemeinhin unter wissenschaftlicher „Exzellenz“ und Verantwortung verstanden wissen möchte.

Ihre Rolle, Herr Pörksen, sehe ich hier insofern gefragt, als Sie öffentlich als der Tübinger Experte für Verschwörungsttheorien und versierter Kenner neurechter Diskurse auftreten. Imponiert hat mir vor allem Ihr Artikel „Der Hass der Bescheidwisser. Die aktuellen Attacken von Verschwörungstheoretikern bedrohen den Journalismus“, jüngst im Spiegel erschienen (15). Sie argumentieren hier u.a. in prägnanten Sätzen, warum man verschwörungsideologisches Denken nicht verharmlosen sollte. So sprechen Sie u.a. davon, daß die „Verschwörungsidee, deren Extremform eine blutige Spur durch die Menschheitsgeschichte zieht, [..] apodiktisch Scheinklarheit“ stifte. In Bezug auf die Vorstellung einer Medienverschwörung geben Sie auf die Frage, ob man diese überhaupt ernst nehmen müsse, eine Antwort, die sich sicher auch mit Leichtigkeit auf Daniele Gansers Erzählung eines manipulierten Geschichtsverlaufs übertragen ließe:
Die Antwort lautet: Man muss, denn hier nimmt eine mögliche Zukunft öffentlicher Auseinandersetzung Form an. Hier zeigt sich, in Gestalt des Extrems, eine Antiutopie des Diskurses, die weit über das aktuelle Getöse hinaus weist. Ein drohender Dialog- und Kommunikationsinfarkt wird hier sichtbar, der einer offenen Gesellschaft gefährlich werden kann. Denn die zu Ende gedachte Manipulationsidee widerspricht so ziemlich allem, was diese offene Gesellschaft ausmacht.”

Herr Pörksen, Ihr Kollege Prof. Dr. Rothfuß hat offenbar nicht verstanden, was den Unterschied zwischen der Behandlung politisch brisanter Themen und einem verschwörungsideologischen Denken ausmacht. Ich fände es überaus wichtig, daß Sie und möglicherweise weitere geeignete Kollegen das Tübinger Umfeld, insbesondere die Studenten, hierüber am Beispiel des ganserschen Vortrags aufklären und daß auch noch einmal konkret auf die mit Verschwörungstheorien verbundenen politischen Gefahren hingewiesen wird. Vielleicht können Sie auch, da Sie ja selbst zu „Feindbildern“ gearbeitet und publiziert haben, vor Ihrem eigenen fachlichen Hintergrund noch einmal erläutern, wie eine sinnvolle, wissenschaftlich fundierte Feindbild-Dekonstruktion aussehen kann und inwiefern die in "Clash of Civilizations" praktizierten Vorgehensweisen hier wissenschaftliche Anforderungen nicht erfüllen. Vor allem aber möchte ich Sie eindringlich darum bitten, dafür Sorge zu tragen, daß dieses Tübinger Gemeinmachen mit Querfrontbestrebungen nicht unkommentiert stehenbleibt, daß vielmehr doch noch eine angemessene, öffentliche Debatte geführt wird und in Folge kritischen Einwänden auch wieder mit mehr Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit begegnet wird. Ansonsten sehe ich hier leider die Gefahr einer weiteren Verballhornung und Pervertierung wissenschaftlichen Arbeitens und befürchte einen fortschreitenden Verlust des Gespürs dafür, was wissenschaftliche Verantwortung und Ethik ausmacht.

Ich danke Ihnen für die Geduld beim Lesen eines doch einigermaßen lang und ausführlich geratenen Textes und hoffe, Sie mit meinen Ausführungen und meiner Kritik an der fraglichen Ringvorlesung angesprochen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen,

                                                                                            Irma Kreiten


P.S.: Aus gegebenem Anlaß betrachte ich es als sinnvoll, dieses mein Schreiben von Beginn an öffentlich zugänglich zu machen und würde auch darum bitten, daß ich eine etwaige Antwort in ebenso öffentlicher Form auf meinem Blog unter http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/ einstellen darf.



(*) Transkript der fraglichen Passage des am 28.1.2015 veröffentlichten KenFM-Interviews mit Daniele Ganser (https://www.youtube.com/watch?v=PH3FnTXqGCw, ab Minute 1' 34'') :

DANIELE GANSER: „[...] man muß aber auch sagen, es ist nicht ohne Probleme in der Vorbereitung gewesen.“
KEN JEBSEN: „Mmm, darauf möchte ich kommen. Ich habe festgestellt, Sie werden angegriffen, obwohl Sie ja nicht nur Historiker sind, sondern auch Friedensforscher. Und gerade wenn man Friedensforscher ist, ja emmm, löst das in einigen Menschen einen kriegerischen Reflex aus.... Was kann man denn gegen einen Friedensforscher haben, wenn der an eine Universität eingeladen wird, und wer hat da Druck gemacht?“
DANIELE GANSER:Ja, ich meine, ich setzte mich ja sehr kritisch mit den Terroranschlägen vom 11. September auseinander, schon seit vielen Jahren, und ich sage, man darf hier dem amerikanischen Präsidenten Bush nicht blind glauben. Das heißt, ich setze mich mit der Frage auseinander, ob die Amerikaner uns angelogen haben, ob sie diese ganzen Terroranschläge auch benutzt haben um dann Kriege zu rechtfertigen, den Überwachungsstaat auszubauen etcetera, und diese Fragen sind in den Universitäten in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland eigentlich nicht willkommen, weil man hat sofort Angst, daß man sich mit dem amerikanischen Imperium sozusagen anlegt, und daß man dann die Stelle verliert, daß man Geld verliert, daß man den Ruf verliert. Und hier in Tübingen war es so, da ist ein sehr mutiger Professor, der Rainer Rothfuß, der hat eine Vorlesungsreihe organisiert über Feindbilder, also er hat sich wirklich gefragt, warum jetzt eigentlich die Menschen sich gegenseitig umbringen und er hat eigentlich ganz klar festgestellt, daß es diese Feindbilder gibt, daß die Feindbilder auch generiert werden, hat das an ganz verschiedenen Konflikten aufgezeigt, hat sehr viele verschiedene Referenten eingeladen nach Tübingen, sehr gute Männer, auch Frauen, die eben in ihrem Gebiet Koryphäen sind, und dann wollte er noch jemand der zu Nine Eleven spricht. Und dann hat er eben gedacht, da hole ich mir den Ganser aus der Schweiz, und dann gabs, also im Vorfeld, als schon klar war, daß ich komme, eh, ich habe dann zugesagt, gabs andere Kollegen hier an der Universität Tübingen, ich möchte jetzt die Namen nicht nennen, die wollten eben nicht, daß sozusagen hier eine Vorlesungsreihe kritisch Nine Eleven hinterfragt und...“
KEN JEBSEN: "Aber das waren Menschen aus dem Lehrkörper..."
DANIELE GANSER: "Ja ja, das waren Professoren an der Universität Tübingen, die gesagt haben, Ganser ist ein Verschwörungstheoretiker, der hinterfragt die Terroranschläge vom 11. September, das geht gar nicht, der soll nicht kommen, die Universität Tübingen wird dadurch Schaden erleiden und die Studenten werden möglicherweise sozusagen noch verwirrt – Also, es war einfach Druck, ja, auf Professor Rothfuß, daß er die Veranstaltung mit mir absagt, und es war also sozusagen auch Druck auf mir, daß ich dann besser deswegen irgendwie [?] nichts sage und wir haben beide diesen Druck ausgehalten und haben gesagt, komm, es ist wichtig, daß hier eine Pluralität der Perspektiven eben auch möglich ist […].“


Quellen/Belege: