Der Tscherkessische Kulturverein Hamburg e.V. hat seinen Boykottaufruf zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi aktualisiert (Textfassung vom 3.11.2013):
"Tscherkessischer Kulturverein Hamburg e.V.
Nach der Zwangsdeportation in das Osmanische Reich leben nun 90% der Tscherkessen fern ab und beraubt von ihrer ursprünglichen Heimat Weltweit verstreut.
"Tscherkessischer Kulturverein Hamburg e.V.
Hamburg, 03.11.2013
Boykott
Aufruf der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi
Nach unserem Aufruf vom 13.01.2012 möchten
wir, der Tscherkessische Kulturverein Hamburg e.V. Deutschland erneut zum
Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 auf.
Der Tscherkessische Kulturverein Hamburg e.V.
möchte allen nennenswerten Institutionen in Deutschland daran erinnern, dass
die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi, einst Hauptstadt Tscherkessiens
auf einem Gebiet stattfinden wird, wo dann genau vor 150 Jahre ein Völkermord
an den Tscherkessen in den folge Jahren
von 1864 seitens des zaristischen Russlands begangen wurde.
Im Zuge einer groß angelegten ethnischen Säuberung
Russlands wurden Schätzungen zur Folge anderthalb Millionen Menschen vom Leben
zum Tode befördert.
Die Menschen wurden über Monate an der Küste
von Sotschi zusammen gepfercht, hungernd, durstend voller Erschöpfung mit
Krankheitsherden ihrem Schicksal überlassen.
Nach der Zwangsdeportation in das Osmanische Reich leben nun 90% der Tscherkessen fern ab und beraubt von ihrer ursprünglichen Heimat Weltweit verstreut.
Wir Tscherkessen unsererseits fordern seit
Jahrzehnten, dass Russland aufhören soll die historischen Tatsachen zu leugnen
und sich ihrem Gewissen stellen soll –
wie die Deutschen gegenüber den Juden nach dem Holocaust. Jedes Jahr am 21 Mai
gedenken Tscherkessen in aller Welt an ihre ermordeten Landsleute.
Bis heute wird dieser Genozid seitens
russischer Repräsentanten verschwiegen. Die rede ist von „tragischen
Ereignissen“, „kriegsbedingte Maßnahmen“, „Kollateralschäden“ des
russisch-kaukasischen Krieges. Die Olympischen Winterspiele 2014 in
Sotschi können wir nur als einen
Ausdruck russischer Kolonialpolitik des 21.Jahrhunderts sehen.
Kein Mensch kann es dulden, dass irgendwelche
Feste, zynischer Weise ein Fest des Friedens auf den Gebeinen seiner Ahnen
veranstaltet werden.
Die Olympischen Winterspiele bieten der
russischen Regierung beste Gelegenheit, historische Fakten, nämlich die
Massengräber der ermordeten Tscherkessen von 1864, unwiederbringlich zu
zerstören.
Da den Tscherkessen im Kaukasus jedwede
Meinungsäußerung verwehrt wird, macht nun die Diaspora im Ausland auf das
schreckliche Unrecht, dass ein zweites Mal an dem Volk verübt wird, aufmerksam.
Dieses alles entspricht ganz und gar nicht dem
Geist und der Idee der Olympiade.
Der Verein erklärt seinen Aufruf dadurch, dass
Gerade Deutschland als ein modernes, selbstkritisches, moralisches Land des
21.Jahrhunderts, welches beispielhaft sich nicht ihrer historischen
Verantwortung entzogen hat und die Menschenwürde als oberstes Gut ansieht,
nicht an diesen Olympischen Winterspielen im Jahre 2014 in Sotschi teilnimmt.
Tscherkessischer Kulturverein Hamburg e.V."
Bitte beachten: Dieser Text wurde hier eingestellt in der Hoffnung, daß dies dazu beiträgt, tscherkessischen Stimmen mehr Verbreitung und Gehör in der deutschen Öffentlichkeit zu verleihen. Es ist dies keine Parteinahme meinerseits für oder gegen einen Boykott der Olympischen Spiele bzw. für oder gegen unterschiedliche politische Haltungen auf Seiten der Tscherkessen und unterschiedliche tscherkessische Protestansätze. Gerne auch kann ich Texte und Aufrufe anderer tscherkessischer Organisationen und Verbände mit eventuell anderen Positionen auf meinem blog miteinstellen. Letztendlich kann die Vielfalt tscherkessischer Positionen nicht als Nachteil, sondern als Vorteil für eine demokratische Protestkultur begriffen werden.