Fehim Taştekin
ist ein renommierter türkischer
Journalist bei der linksliberalen
Tageszeitung Radikal. Arbeitsschwerpunkt von Taştekin
sind Artikel zu Geschichte und Gegenwart des Kaukasus. In einem seiner jüngsten Beiträge, dem Artikel vom 16.9.2013, hatte er die russische Machtpolitik im Nahen Osten
und dem Kaukasus analysiert und war dabei auch auf die Olympischen
Spiele eingegangen. Er hatte die außerordentlichen
Sicherheitsmaßnahmen für die Olympischen Winterspiele in Sotschi
2014 als Ausdruck einer „Kaukasus-Paranoia“ der russischen
Machthaber kritisiert und und in diesem Zusammenhang das extrem
abgeschirmte Olympiagelände als „Olympia-Konzentrationslager“ bezeichnet.
Wie gestern und heute u.a.
von Radikal
und Hürriyet
berichtet wurde, ist Taştekin gestern
von russischen Behörden am Flughafen von Sotschi die Einreise
verweigert worden. Taştekin hatte, wie es die
offiziellen russischen Einreisebestimmungen für Abchasien vorsehen,
über den Flughafen von Sotschi nach Abchasien weiterreisen wollen,
um dort als offizieller Staatsgast an den Feierlichkeiten am 30.
September 2013 zur Unabhängigkeit Abchasiens teilzunehmen. Am
Flughafen wurde der Journalist von den russischen Behörden
informiert, daß eine fünfjährige Einreisesperre gegen ihn verhängt
worden sei.
Eine Begründung für ihr
Vorgehen haben die russischen Behörden bisher offenbar nicht
geliefert - auch nicht gegenüber dem nächstgelegenen türkischen Konsulat in Novorossijsk. Laut
Taştekin wäre eine solche Einreisesperre
für ihn als Koresspondenten mit Arbeitsschwerpunkt Kaukasus beruflich
„tödlich“, wie er gegenüber der Zeitung Hürriyet betonte. Der
Journalist will demzufolge nach eigener Aussage Schritte ergreifen
und hierfür notwendige Anträge bei den zuständigen türkischen
Behörden einreichen Da Rückflüge in die Türkei ausgebucht waren,
sitzt Taştekin nun aber auf dem Flughafen
von Sotschi fest und muß bis Montag warten, um beim türkischen
Konsulat in Novorossijsk einen entsprechenden schriftlichen Gesuch stellen zu
können.
Tscherkessische
Verbände in der Türkei haben heute abend in Solidarität mit Fehmi
Taştekin vor dem
russischen Konsulat in Istanbul demonstriert und eine
Presseerklärung verlesen, in der auch die fortgesetzte Weigerung des russischen
Staats, sich der Vergangenheit zu stellen und den Völkermord an den
Tscherkessen anzuerkennen, verurteilt wurde. Erol Karayel, Sprecher
der Çerkes Hakları İnisiyatifi
(“Initiative für
tscherkessische Rechte“), kritisierte den aktuellen Vorgang
gegenüber Taştekin mit
harschen Worten:
„Rußland
ist bestrebt, die in der Vergangenheit begangenen Verbrechen zu
vertuschen und greift demzufolge wie ein tollwütiger Hund jeden an,
der seiner Vergangenheit einen Spiegel vorhält. Diejenigen, die
gegenüber den Diskursen des Kremls
Position
beziehen, läßt dieser
entweder in einer stillen Ecke von seinen Auftragsmördern umbringen,
oder sie werden auf schwarze Listen gesetzt, um ihnen dann bei der
erstbesten Gelegenheit, bei
der sie in seine Hände fallen, den Weg abzuschneiden.
Der
Journalist Fehim Taştekin, Leiter des Auslandsressorts der Zeitung
Radikal, ist somit das jüngste Beispiel derjenigen, denen ihr Weg
versperrt wird.“
Fehim Taştekin twittert unterdessen vom Flughafen Sotschi und bemüht sich, seinen unfreiwilligen Aufenthalt dort mit Humor
zu nehmen.
Zu einem englischsprachigen Artikel der türkischen Zeitung TodaysZaman geht es hier.
Zu einem englischsprachigen Artikel der türkischen Zeitung TodaysZaman geht es hier.