Zarische Truppen, Krasnaja Poljana, 21.5.1864

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Sonntag, 2. Februar 2014

Gesellschaft für bedrohte Völker: Verschärfte Kritik am IOC

Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat ihre Kritik am Internationalen Olympischen Komitee verschärft und folgendes Memorandum veröffentlicht:

GESELLSCHAFT FÜR BEDROHTE VÖLKER
PRESSEMITTEILUNGGöttingen, den 29. Januar 2014

Olympische Winterspiele in Sotschi: Scharfe Kritik an Thomas Bach: IOC
wurde zum „Steigbügelhalter“ von Wladimir Putin gemacht– Neues
Memorandum zur Menschenrechtslage im Kaukasus vorgelegt


Scharfe Kritik hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am
Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach,
geübt. Die in Göttingen ansässige Menschenrechtsorganisation warf Bach
in einem offenen Brief vor, er habe das IOC zum „Steigbügelhalter“ von
Wladimir Putin gemacht und die olympische Idee von Toleranz und Frieden
verraten. Trotz aller Aufforderungen auch der GfbV habe Bach sich nicht
für ein Ende der menschenverachtenden Politik Putins und für mehr
Freiheitsrechte für alle Menschen in Russland engagiert. Der
IOC-Präsident habe vielmehr zugelassen, dass Putin die Vorbereitung auf
die Olympischen Spiele dazu nutzen konnte, seine Macht durch repressive
Gesetze auszubauen.

Russland sei heute unfreier und undemokratischer als noch vor einem
Jahr, heißt es in dem GfbV-Schreiben an Bach. Unter dem Vorwand, die
Sicherheit der Olympischen Spiele garantieren zu müssen, werde gegen
Nichtregierungsorganisationen, Akteure der Zivilgesellschaft, Migranten
und Minderheiten vorgegangen. Ganz besonders leide die Bevölkerung im
Nordkaukasus, in unmittelbarer Nachbarschaft von Sotschi. In einem neuen
20-seitigen Memorandum beleuchtet die GfbV die deprimierende Lage der
dortigen Zivilbevölkerung und stellt sie gleichzeitig in ihren
traumatischen historischen Zusammenhang, der von Völkermord an den
Tscherkessen vor 150 Jahren, der kollektiven Deportation der
Tschetschenen, Inguschen, Karatschaier und Balkaren unter Stalin 1943/44
sowie den Tschetschenienkriegen 1994-1996 und 1999-2009 geprägt ist.

In Tschetschenien hat der Diktator Ramzan Kadyrow dafür gesorgt, dass
die von zwei Kriegen traumatisierten Menschen in ständiger Angst vor
Verhaftung, Folter und Verschwindenlassen leben. Dagestan befindet sich
am Rand eines Bürgerkriegs, hier werden die meisten Terroranschläge
verübt, Polizei, Geheimdienst und Militär reagieren mit Gegengewalt, der
auch Zivilisten zum Opfer fallen. Die neu entstandene tscherkessische
Bewegung in den Republiken Adygea, Karatschai-Tscherkessien und
Kabardino-Balkarien wird unterdrückt.

„Wenn am 7. Februar 2014 die Olympischen Winterspiele feierlich eröffnet
werden, blickt die Welt auf die Region der Russischen Föderation, in der
die schwersten Menschenrechtsverletzungen verübt werden. Hier leiden
große Teile der Bevölkerung unter den Folgen von Kriegen und Verbrechen,
staatlicher Willkür und Terror sowie Armut und Korruption“, bilanziert
die GUS-Referentin der GfbV, Sarah Reinke. „Die Vorbereitungen für
Sotschi haben den Menschen in Dagestan, Tschetschenien oder
Karbardino-Balkarien nichts Gutes gebracht. Im Gegenteil: Dort wurden
die Repressionen nochmals verschärft.“