Zarische Truppen, Krasnaja Poljana, 21.5.1864

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Samstag, 8. Februar 2014

Hatko Schamis im Hungerstreik: "Wir ertragen diese Spiele nicht"

Hatko Schamis: Hungerstreik im Nordkaukasischen Kulturverein Berlin
 Hatko Schamis, Mitglied der Hannover Xase ("Tscherkessische Versammlung" von Hannover) und der Çerkesya Yurtseverleri/ Patrioten Tscherkessiens, ist mit Beginn der Winterspiele in Sotschi am 7.2.2014 in Hungerstreik getreten. Er hat dazu folgenden Text verfaßt, den ich mit seinem Einverständnis nach seiner vorherigen Veröffentlichung auf Türkisch (auf der Webseite von www.cerkesyayurtseverleri.com)
nun auch auf meinem blog einstelle.


Wir ertragen diese Spiele nicht...

In Sotschi beginnen heute die Olympischen Winterspiele 2014. In der Stadt, in der wir jahrtausendelang gelebt haben, in der sich unsere Sprache, unsere Kultur, unsere Identität entwickelt haben. Hier sind wir zu Tscherkessen geworden. Die Olympischen Winterspiele werden in einer Stadt stattfinden, in der unsere Vorfahren ihr Leben für uns geopfert haben, um uns ein Leben in Freiheit und Frieden ermöglichen zu können. 

Wir haben der Weltöffentlichkeit versucht zu erklären, dass die Olympischen Winterspiele in Sotschi die elementarsten Grundsätze der Olympischen Idee und der Menschenrechte verletzen, die Tscherkessen weiterhin als die Ureinwohner Sotschis geleugnet werden, dass Putin die Menschenrechte, die persönlichen Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten der Menschen verletzt und einschränkt. Dass er durch die Spiele den Völkermord und die Vertreibung der Tscherkessen legitimieren will. Kurz gesagt, dass er die Spiele für seine Machtdemonstration nutzen und mißbrauchen will. 

Wir glauben, dass wir uns bemerkbar machen konnten und nunmehr überall in der ganzen Welt tausende, ja vielleicht sogar Millionen von Menschen von dem Völkermord an den Tscherkessen erfahren haben. 

Wir hätten uns gewünscht, dass die Spiele an einem Ort stattgefunden hätten, an dem man nicht so vehement in die Natur und in das Leben der Menschen eingegriffen hätte. Wir hätten uns gewünscht, dass die Spiele den Grundstein für Menschenrechte, Freiheit und Demokratie in der Russländischen Föderation gelegt hätten. Wir hätten uns gewünscht, dass die Spiele für eine Aufarbeitung der in der Vergangenheit seitens des Russischen Reichs an uns und anderen Völkern verübten Verbrechen gesorgt hätten..
Leider kam es nicht dazu!

Die ganze Welt sollte wissen, dass die Tscherkessen in ihrer Heimat aufgeteilt auf mehrere Gebietseinheiten und in der Diaspora in Dutzenden von Ländern zerstreut leben müssen. Deshalb ist unsere Sprache, unsere Kultur und Identität, ja unsere Zukunft in höchster Gefahr. Die Türen zu unserer angestammten Heimat bleiben uns Tscherkessen weiterhin verschloßen. Die Russländische Föderation weigert sich sogar, unsere Landsleute aus Syrien aufzunehmen, die tagtäglich mit dem Tod konfrontiert sind und in Flüchtlingscamps in der Türkei, Jordanien und dem Libanon jeden Tag um ihr Überleben kämpfen müssen! Die Tscherkessen, die diese Umstände zur Sprache bringen, werden wie "Terorristen" behandelt!

Wir wünschen uns nur, dass man das Unrecht, das man uns in der Vergangenheit angetan hat, akzeptiert wird und wir wieder in unserer Heimat in Tscherkessien leben können, ohne Angst vor lebensbedrohlichen Situationen haben zu müssen. Wir wollen mit allen Völkern, die in Tscherkessien leben, gleichberechtigt und in Frieden zusammenleben. Wir wollen Teil der demokratischen Welt sein.
 
Wir wissen, dass all dies möglich ist und dass das russische Volk und die ganze Welt eines Tages uns Gehör schenken werden. Ich protestiere außerdem gegen die Verhaftungen in Nalchik und fordere die sofortige Freilassung all derjeniger, die festgenommen wurden, weil sie gegen die Olympiade in Sotschi demonstriert haben. Um die Weltöffentlichkeit wieder auf Sotschi und die Tscherkessen-Problematik aufmerksam zu machen, begebe ich mich ab heute in einen unbegrenzten Hungerstreik.
Weil wir dieses Unrecht, diese Olympischen Spiele nicht ertragen können...

                                                              Hatko Schamis, 07. Februar 2014